Unsere Arbeit in Corona-Zeiten – Teil III: Aufwind
Hamburg Leuchtfeuer Aufwind begleitet bereits seit 1995 Menschen mit HIV und anderen chronischen Erkrankungen bei der Bewältigung ihres Alltags und dabei, das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Die Corona-Pandemie stellt nun eine doppelte Herausforderung dar: Viele Klient*innen von Aufwind gehören zur besonders gefährdeten Risikogruppe. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens beeinflussen außerdem die Art und Weise, wie die Begleiter*innen von Aufwind mit ihnen im Alltag interagieren können.
Ob in den Büros von Aufwind in Hamburg-Altona oder auch bei den Klient*innen zuhause: das persönliche Treffen in vertrauten Räumlichkeiten gehört zum Beratungsalltag bei Aufwind. In ihren Beratungen helfen die Mitarbeiter*innen von Aufwind auf vielfältige Weise: So werden die Klient*innen etwa bei der Organisation des privaten und sozialen Alltags unterstützt, bei Behördengängen und -vorgängen, bei der Wohnungssuche oder bei Problemen am Arbeitsplatz. Für Menschen, die bereits mit einer schweren Erkrankung kämpfen müssen, stellt diese Unterstützung eine große Hilfe im Alltag dar. Corona stellt diese und weitere Gewohnheiten derzeit jedoch auf die Probe – und der Umgang der Begleiter*innen damit ist so vielfältig wie die von ihnen betreuten Menschen.
Nach wie vor haben viele Betroffene das Bedürfnis und den Wunsch nach persönlichen Treffen. Das meist gute Wetter macht es dabei möglich, die Gespräche und Termine auf Wunsch und soweit möglich nach draußen zu verlagern und mit einem Spaziergang zu verbinden. Die Einhaltung der gegebenen Sicherheitsmaßnahmen hat dabei stets oberste Priorität: Sicherheitsabstand, Händehygiene und das Tragen eines Mundschutzes sind im Beratungsalltag allgegenwärtig geworden, was unterschiedliche Reaktionen auslöst: „Was den Einen ein willkommenes Gefühl von Sicherheit vermittelt, erzeugt bei anderen mitunter sogar eher Genervtheit“, berichtet Silke Germann, die Aufwind seit fast 20 Jahren leitet. „Für viele unserer Klient*innen sind die Einschränkungen des öffentlichen Lebens neben den ohnehin bestehenden Hürden nun noch eine weitere Herausforderung. Natürlich werden Sinn und Zweck dieser Maßnahmen auch und besonders im Sinne des Selbstschutzes aber anerkannt und befolgt.“
Klient*innen, die in der gegenwärtigen Situation den Kontakt mit anderen Menschen meiden möchten, haben in diesen Tagen hingegen verstärkt die Möglichkeit, etwa per Telefon beraten zu werden – ein Angebot, das gerne angenommen wird.
Schwerpunktthema „Corona“? So einfach ist es nicht.
Während Corona sich bei den meisten Menschen dieser Tage vor allem in Bezug auf die Einschränkungen des gewohnten Alltagslebens auswirkt, sind die Klient*innen von Aufwind besonders von der aktuellen Lage betroffen. Durch die Erkrankung an HIV oder anderen chronischen Krankheiten müssen sie verstärkt Augenmerk auf ihren gesundheitlichen Schutz legen. Die schlechte Verfügbarkeit von wichtigen Artikeln zur persönlichen Schutzausrüstung macht vielen den Alltag allerdings zusätzlich schwer. „Dankenswerter Weise spenden zahlreiche Unterstützer*innen von Hamburg Leuchtfeuer Artikel wie Mundschutze oder Desinfektionsmittel. Dadurch können die gröbsten Bedarfe gedeckt werden und dafür sind unsere Klient*innen, das Team und ich sehr dankbar.“
Die Begleiter*innen von Aufwind gehen in ihren Beratungen dieser Tage inhaltlich verstärkt auf konkrete Probleme und Bedürfnisse im Zusammenhang mit Corona ein, erklären und übersetzen mitunter schwer verständliche Anordnungen der Behörden und versuchen Sorgen zu nehmen. Silke Germann betont jedoch: „Es ist aber auch wichtig zu erwähnen, dass Corona nicht das einzige Thema ist. Wir begleiten unsere Klient*innen ja in vielen Lebenssituationen, wie bei Behördengängen, bei Problemen am Arbeitsplatz oder der Bewältigung ihres privaten Alltags. Das sind Herausforderungen, die wegen Corona nicht stillstehen.“ Diese ohnehin schon fordernde Arbeit wird durch die aktuelle Situation noch zusätzlich erschwert: Arzt- oder Apothekenbesuche etwa sind nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich, die Behörden arbeiten nur eingeschränkt. Viele Angelegenheiten können daher aktuell nicht oder nur verzögert geklärt werden.
Glücklicherweise können einige Klient*innen diesen Umständen jedoch auch Positives abgewinnen: „So manch einer genießt jetzt auch mal die Atempausen, die sich durch das Ausfallen von Behördenterminen und die aufgezwungene Entschleunigung bieten.“ Zusätzlich fühlen sich manche Klient*innen dank der intensiven ärztlichen Betreuung medizinisch gut auf die gesundheitlichen Gefahren durch Corona eingestellt – eine Einstellung, der Silke Germann große Relevanz zuschreibt: „Es ist enorm wichtig für die Klient*innen, auch solche positiven Aspekte rauszuziehen, denn eine positive Grundhaltung hilft ihnen wie allen anderen Menschen auch, mit solchen besonderen Situationen umzugehen.“
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