Bestattung im Pilzsarg: Auf Moos gebettet
Die Zahl der Möglichkeiten und Formen der Bestattung wächst seit einigen Jahren deutlich. Für Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit und Naturnähe legen, gibt es beispielsweise den weltweit ersten Pilzsarg.
Der Umgang mit Trauer und Abschied befindet sich einiger Zeit in einem Wandel – angetrieben von Menschen, die für ihre Bedürfnisse besser geeignete und individuellere Formen des Ausdrucks suchen. Unterstützt werden sie dabei auch von kreativen Bestatter*innen, die gemeinsam mit Hinterbliebenen und Vorsorgenden fragen: „Welche Gestaltung wird der Erinnerung an Verstorbene gerecht?“. Auch unserem Team im Lotsenhaus begegnen Wünsche nach einer individuellen und naturnahen Bestattung immer häufiger. Von einer besonders berührenden Bestattungs-Zeremonie im „Living Cocoon“, dem weltweit ersten Pilzsarg, die Erinnerungen an die moosbedeckten und duftenden Wälder Schwedens weckte, erzählt unsere Bestatterin Anne Kathrin Lewerenz.

Der „Living Cocoon“-Pilzsarg im Lotsenhaus.
Es gibt Erinnerungen an Urlaube in Schweden. Mit Wäldern voll duftendem, moosweichem Boden. Tiefgrüne, moosbewachsene Findlinge und blaue, klare Seen. Das Sonnenlicht glitzert durch die Bäume und wirft ein Licht-Schattenspiel auf den sanften Waldboden. Hier und da immer wieder ein Pilz, der andeutet, wie weit verzweigt das unterirdische Netz der Myzelien reicht. Wie der Kreislauf des Werdens und Vergehens seinen natürlichen Lauf nimmt, für das menschliche Auge kaum sichtbar. Beugen wir uns hinunter, sehen wir die kleinen Waldbewohner, die emsig umherkrabbeln, die Ameisen, die in langen Kolonnen ihre Arbeit gemeinsam tun und all die anderen, wichtigen Helferlein.
Das sind gute, bleibende Erinnerungen, tief verbunden mit der Natur und den natürlichen Kreisläufen. Wenn wir sterben, dann geben wir die Körper der Verstorbenen in den natürlichen Kreislauf zurück, ob bei einer Feuerbestattung die Asche oder bei einer Erdbestattung den Körper in einem Sarg.
Eine besonders nachhaltige Möglichkeit der Erdbestattung bietet die Beisetzung im „Loop Living Cocoon“, dem weltweit ersten Sarg, der aus Pilzen hergestellt wird. In nur sieben Tagen aus lokalen, niederländischen Pilzen und recycelten Hanffasern gewachsen, kehrt er innerhalb von 45 Tagen vollständig in die Erde zurück und bereichert die Natur auf die natürlichste Weise.

Der Pilzsarg wird mit Moos ausgelegt.
Genau diese Vorstellung war für Martha* sehr tröstlich. Nach ihrem Tod wurde Martha ein letztes Mal liebevoll versorgt und von mir in ein naturbelassenes Baumwolltuch gehüllt. Mit ihrer Ehefrau Linda haben wir Martha auf Moos gebettet in den Pilzsarg gelegt. Aus Marthas und Lindas Garten gab es noch einen großen, nach Kräutern duftenden Wildblumenstrauß dazu. Gemeinsam mit Linda haben wir den Deckel aufgelegt und den Sarg mit dem langen Juteband verschlossen.
Bei der Lebensfeier wurde der Pilzsarg von zarten Blumengestecken umrahmt. Statt eines schweren Sargschmuckes gab es drei leichte, nachhaltige Kokedamas, mit Moos umhüllte Blumenkugeln. Ein sehr stimmiges und natürliches Bild für diesen nachhaltigen Sarg und eine weitere, bleibende Erinnerung – so, wie die moosbewachsenen Wälder in Schweden.
Mehr Informationen:
Hamburg Leuchtfeuer Lotsenhaus
Wir danken Loop Biotech und der Grünen Flora für den Sarg und den Blumenschmuck.
*Wir haben die Namen geändert.