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Neue Hospiz-Leiterin: Doris Kreinhöfer stellt sich vor

Titelbild für das Hospiz

Wir begrüßen unsere neue Leiterin im Hamburg Leuchtfeuer Hospiz: Doris Kreinhöfer hat zum 1. April 2022 die Leitung des Hauses auf St. Pauli übernommen und wird damit Nachfolgerin von Mareike Fuchs. Doris Kreinhöfer verfügt inhaltlich über vielfältige Expertise: Zuletzt leitete sie das Programm für das Thema „Gut leben im Alter“, ebenso hat sie als gelernte Krankenschwester und ehemalige Pflegedienstleiterin praktische Berufserfahrung in der Pflege. Was sie zu Hamburg Leuchtfeuer gebracht hat, was sie an der Gemeinnützigkeit reizt und wie sie den Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer in unserer Gesellschaft sieht, beantwortet sie im Interview.

 

Doris, was hat dich dazu motiviert, als neue Leiterin unseres Hospizes zu Hamburg Leuchtfeuer zu kommen?

In den letzten Jahren meiner Tätigkeit als Programmleiterin habe ich das große Projekt „Leben mit dem Tod“ für die Körber-Stiftung entwickelt und durchgeführt. In der Auseinandersetzung mit den vielen Menschen, die in diesem Themenfeld arbeiten, in Veranstaltungen, Podien, Ausstellungen und durch Literatur, ist mir unser gesellschaftlicher Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer ein wichtiges, persönliches Anliegen geworden. So wichtig, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte, den Bereich mit dem nächsten Projekt wieder zu wechseln. In meinem nicht mehr jungen Alter – ich bin 58 – sehe ich dies als mein Lebensthema an. 

Außerdem durfte ich aus meinem alten Job heraus bereits mit Hamburg Leuchtfeuer kooperieren. Dabei habe ich diese Institution und ihre Menschen sehr in mein Herz geschlossen.

Neue Leiterin im Hamburg Leuchtfeuer Hospiz: Doris Kreinhöfer

Neue Leiterin im Hamburg Leuchtfeuer Hospiz: Doris Kreinhöfer. (c) G2 Steffen Baraniak

Du warst ja zuvor bereits für die Körber-Stiftung tätig: Was reizt dich an der Gemeinnützigkeit beziehungsweise an gemeinnützigen Organisa-tionen?

Arbeit darf für mich nicht nur Mittel zum Gelderwerb sein. Mit meiner Arbeit möchte ich mich identifizieren können. Und für mich hängt Identifikation mit Sinnerfüllung zusammen. Diese Sinnerfüllung finde ich persönlich nicht dort, wo es um Gewinnmaximierung geht, sondern dort, wo das Beste für den Menschen und die Gesellschaft gesucht und getan wird.

 

Nun bist du für eine Institution in Hamburg tätig, zu deren Kernthemen Sterben, Tod und Trauer gehören. Wie erlebst du den gesellschaftlichen Umgang mit diesen Themen und was wären deine Wünsche diesbezüglich?

Der gesellschaftliche Umgang damit ist in Bewegung – und das finde ich gut! Es gibt bereits viele Institutionen und Menschen, die diese Themen in die Öffentlichkeit bringen und die bemüht sind, den Diskurs weit zu öffnen. Dennoch ist es noch ein weiter Weg von den Ansätzen Einzelner bis hin zu einer gesellschaftlichen Veränderung.

Meine Erfahrung ist, dass vielen Menschen die eigene Endlichkeit oder die von geliebten Menschen nach wie vor so große Angst macht, dass sie nur schwer darüber nachdenken oder darüber sprechen können. Wir haben deshalb noch immer viel Sprach- und Hilflosigkeit im Angesicht von Tod sowie von sterbenden und trauernden Menschen. Hier gibt es noch viel zu tun, damit Menschen besser mit ihrer Endlichkeit leben und sich im Austausch nah sein können.

Mein Wunsch? Sterben, Tod und Trauer mögen Themen werden, die ganz selbstverständlich in unseren Alltag und in unser Leben gehören, so dass wir darüber sprechen können und wir nicht allein damit sind.

Menschen sollten meiner Ansicht nach informiert sein und wissen, was beim Sterben passiert und welche Möglichkeiten der Begleitung und Linderung es gibt, etwa bei Krankheit oder Schmerzen. Sie sollen sich bewusst sein, welche Wünsche sie eigentlich selbst haben, um diese auch aussprechen zu können. Und mein größter Wunsch wäre, dass wir alle zusammen dazu beitragen, uns auf den Weg zu einer sorgenden Gesellschaft zu machen.

 

Über das Hamburg Leuchtfeuer Hospiz

Das Hamburg Leuchtfeuer Hospiz auf St. Pauli bietet seit 1998 Menschen mit schweren Erkrankungen den Raum für ein würdevolles Leben mit ihrer Krankheit, für einen würdevollen Abschied von ihrem Leben sowie für Zugewandtheit und Fürsorge während der letzten Lebensphase.

Das Hospiz ist einer von vier gemeinnützigen Bereichen von Hamburg Leuchtfeuer. Ursprünglich als Aids-Hospiz konzipiert, steht unser Haus allen schwerkranken Menschen offen – unabhängig vom Krankheitsbild.

www.hamburg-leuchtfeuer.de/hospiz/